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Warum ich gerne mit Landwirten arbeite

Ihr wisst, ich arbeite aus vollem Herzen mit Menschen und mit Tieren zusammen. (Mit allen Tieren-Arten und auch mit allen Menschen-Arten 😉)
Landwirte aber haben in meinen letzten 5 Forschungsjahren einen ganz besonderen Platz eingenommen.
Als Verhaltensforscherin entgeht mir nicht, welche Qualitäten und Fähigkeiten ein Landwirt, Landwirtin, Bauer oder Bäuerin entwickelt und erlernt haben muss um den Alltag auf einem Hof stemmen zu können.

 

  • Sie sind allesamt Macher! Sie packen die Dinge einfach an und setzen sie direkt um. Ein Feld bestellt sich nicht vom Büro aus alleine und das Futter für die Tiere erscheint auch nicht magisch, wie von selbst auf dem Futtertisch.
  • Sie treffen Entscheidungen. Und zwar Entscheidungen, bei denen es nicht selten um deren Hof und ihrer Existenz geht. Angefangen mit “Was können wir anpflanzen, was auch bei einem weiteren, sehr trockenen Sommer, überhaupt geerntet werden kann ohne das ganze Geld in die Bewässerung stecken zu müssen?” direkt nach “Reicht meine Futterernte überhaupt um die Tiere durch den Winter zu bringen?” bis hin zu “Wieviele Tiere kann ich überhaupt behalten und welche davon muss ich weggeben?” Und keinem Landwirt fällt es leicht eine gute Kuh hergeben zu müssen oder sich sogar von seiner Lieblings-Kuh zu trennen. Keinem!
  • Tiere gehen vor. Immer! Gefrühstückt wird immer erst wenn alle Tiere versorgt wurden. Braucht eine Kuh mitten in der Nacht Geburtshilfe, stehen sie hellwach im Stall um ihr zu helfen. Die meisten Gedanken, welche an einem Tag gedacht werden drehen sich um ihre Tiere. Wenn ich “Verbrauchern”, also Nicht-Landwirten erzähle, dass ich den Landwirten zeigen, wie sie mit Verhaltensforschung und gezielter Kommunikation mit ihren Tieren unfassbar viel Geld und Zeit sparen, während sie automatisch damit mehr Tierwohl in den Stall bringen…” bekomme ich IMMER folgende Frage von den Verbrauchern: “Echt?! Sind die Bauern denn überhaupt offen dafür?!” Meine Antwort: ” Ich habe noch keinen Landwirt oder Bauern getroffen, denen seine Tiere nicht wichtig waren, denn sonst müssten sie ja keine haben.” Das Bild, welche Nicht-Landwirte von Landwirten haben, beruht auf ein geformtes Klischee. Also, auf zurückliegende, gedachten Meinungen von Menschen, die vermutlich schon gar nicht mehr leben. Diese “veralteten Meinungen” werden nur nicht regelmäßig überprüft, sondern einfach an die nächste Generation weitergegeben und so übernommen. Als Verhaltensforscherin ist es meine Aufgabe alle Meinungen zu hinterfragen. Auch Meinungen wie ” Das haben wir immer schon so gemacht!” solche ganz besonders. Meine Ausrichtung ist Optimierung, Lösungen und Geschmeidigkeit mit der Grundlage von Logik. Denn Lösungen müssen logisch und im Alltag umsetzbar sein. (ja, stimmt, das ist meine Meinung 😉 ) Auch unsere Medien formen für die Verbraucher ein bestimmtes Bild von der Landwirtschaft und dieses Bild wird “gut-gläubig”, oft ohne es zu hinterfragen, übernommen. Fakt ist aber: Tiere gehen vor! Sie sind Sinn und Zweck der Landwirtschaft. Natürliche Kreisläufe sind ohne Tiere nicht möglich.
  • Sie sagen es direkt heraus. Und das ist so geil, denn darauf kann ich mich verlassen! Mit einigen Landwirten und Bauern arbeite ich ja sogar schon über 5 Jahre zusammen und wir haben gemeinsam viele meiner Techniken und Kommunikationsschritte erarbeitet. Das ging nur indem sie sagten “Ja, kann ich gebrauchen.” oder “Ne, das geht nicht, lässt sich bei mir nicht umsetzen.” Ohne deren Direktheit wäre ich gar nicht so weit gekommen wie ich es jetzt bin!
  • Sie kommen schnell auf den Punkt. Sie haben gar keine Zeit etwas zu verkomplizieren, oder wahnsinnig weit auszuholen um irgendwann dann zurück zum Thema zu kommen. Da, muss ich selber zugeben, habe ich viel von ihnen gelernt und darf das noch mehr umsetzen 😉 Die Fähigkeit ist unfassbar praktisch, zeitsparend und bringt ne Menge Klarheit in jedes Gespräch. Die Kehrseite davon ist nur manchmal, dass einige für mich wichtig zu erwähnende Details, wenn es z.B. um Forschungen geht, dabei ausgelassen werden können. Aber, da kennen mich die Landwirte schon gut, denn ich stellen wirklich viele Fragen 🙂
  • Sie können gut improvisieren. Das macht sie nicht nur enorm kreativ sondern auch Lösungsorientiert. Es gilt “Wat mutt, dat mutt!” D.h egal wie, wenn dir etwas fehlt, bau dir was oder lass dir was anderes einfallen. “Geht nicht.” gibts einfach nicht. Das mag vielleicht auch ein Klischee sein, aber es ist auch eine Lebenseinstellung. Hätten Landwirte und Bauern diese nicht, wären wir alle schon verhungert!
  • Sie probieren gerne etwas Neues aus. Ja, ihr lest gerade richtig 🙂 Wenn sie wissen, dass ihre Tiere gesünder bleiben, sie weniger Mühe haben werden oder Betriebsabläufe, wie zum Beispiel ein oft langer Klauenpflegetag sich um 1-2 Stunden verkürzen kann, da alle Tiere dabei entspannt bleiben können, wer wäre da nicht neugierig etwas Neues auszuprobieren. Das was ich mit Landwirten gemeinsam entwickelt habe, die Kommunikations-Schritte und Techniken, dafür braucht man keine äußerlichen Umbaumaßnahmen, sondern lediglich das Wissen, was wie bei den Tieren ankommt.
  • Sie überraschen mich mit ihren eigenen Ideen. Um nur einige Beispiele zu nennen, auf die ich selber gar nicht gekommen wäre:
  • Ein Landwirtin sprach ihre zu besamenden Kühe an: “Die von euch, die jetzt aufnahmebereit sind, würde ich bitten zuerst in den Melkstand zu kommen.” So konnte sie sie direkt separieren für den Besamer. Klappte überraschend wunderbar.
  • Eine Landwirtin konnte mit Tierkommunikation entspannt, ohne viel Aufwand oder Fixierung drei ihrer Kühe, mitten auf der Weide mit Blauspray behandeln.
  • Auf zwei Höfen in Bayern geben die Kühe selbstständig und zuverlässig Bescheid, bevor sie kalben werden.
 
  • Sie erfüllen eine, die für mich persönlich wichtigste, unausgesprochenste Regel der Tierhaltung! Das genauer zu erläutern, würde den Rahmen von diesem Beitrag sprengen. Dazu gehe ich mit Begeisterung in meinen nächsten Beiträgen ein.
Dies sind bei weitem nicht alle Qualitäten und Fähigkeiten, welche unsere Landwirte, Landwirtinnen, Bauern und Bäuerinnen ausmachen. Aber es sind diese, welche mir immer wieder auffallen und mir unterstützend begegnen.

1 Comment

  • Tina
    Posted 20. Januar 2023 at 0:16

    In meiner Jugend gab es noch auf vielen Autos diesen Aufkleber: “Landwirtschaft dient allen!” Als ich diesen Aufkleber das erste mal sah, fand ich ihn einfach nur super! Da ich von Kindesbeinen an in der verschiedensten Ställen Zeit verbringen durfte, habe ich das große Glück gehabt schon in sehr jungen Jahren erstaunlich tiefe Einblicke in den Landwirtschaftlichen Alltag gewährt zu bekommen. Ich habe große Achtung vor den vielfältigen und immer wieder veränderten Anforderungen unter denen so viele Landwirte und Bauern 365 Tage im Jahr ihr bestes geben. Na klar, negative Beispiele gibt es in jeder Berufsgruppe. Doch viele der aufgebauschten negativen Berichterstattung hat halt auch sehr wenig mit den üblichen Lebensbedingungen für Mensch und Tier auf dem Bauernhof zu tun. Erstaunlich viele Menschen, die sich über bestimmte Umstände aufregen und beschweren haben herzlich wenig Einblick in die banalsten Zusammenhänge. Kaum einer von denen, die abwertend über Landwirte sprechen hat sich je die Zeit und die Wertschätzung genommen etwas aus der Lebenswirklichkeit von Menschen und Tieren aus erster Hand zu erfahren. Es lohnt sich so sehr die Sicht der Tiere mit einzubeziehen! Aber die Sicht der Tiere mit ein zu beziehen bedeutet, dass wir erst einmal von den Tieren erfahren dürfen wie sie eine Situationen sehen. Was ihnen wichtig ist. Was sie stört. Was sie brauchen etc. Sobald Menschen davon ausgehen, dass sie besser wissen was einem Schwein, einem Rind, einem Huhn wichtig ist und was es stört als dieses Tiere selbst, fehlt die Wertschätzung. Meike ermöglicht mit ihrer heitern und einzigartigen Art den Zugang zu den einfachen, großartigen und unfassbar vielfältigen Möglichkeiten in der Arbeit von Mensch und Tier in dem alle Beteiligten zu Wort kommen. Die Einwände, Belange, Bedürfnisse und Lösungsideen von Tier und Mensch werden durch effektive Kombinationen, neue Absprachen und kreative Umsetzung zu einem einzigartigen Netz verwoben. Dieses Beziehungsnetz, geknüpft durch gegenseitige Neugier und zuverlässige Absprachen, schafft für Menschen und Tiere die diesen Weg gehen eine neue Verbundenheit. Es ist wie ein Wunder. Und doch ist es einfach möglich! Wir brauchen nur die Bereitschaft des Perspektivwechsels, eine Portion Neugier und die Bereitschaft und überraschen zu lassen. Wir Wesen zusammen im Frieden für den Wandel.

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